„Die Leistungsfähigkeit sowohl in der Krankenversorgung als auch in der Forschung und Lehre der Medizinischen Fakultäten Baden-Württembergs ist in Gefahr“, so der Landtagsabgeordnete Dr. Rainer Balzer. Denn bei den Universitätsklinika und Medizinischen Fakultäten des Landes besteht sowohl im Bereich der Bauten als auch der Medizin- und Labortechnik sowie der IT massiver Investitions- und Sanierungsstau.
Angesichts der Investitionsquoten des letzten Jahrzehnts sowie der Höhe der absoluten Beträge durchaus eine absehbare Entwicklung. Aufgrund dessen wurde seitens des Landes zwar eine „Sanierungsoffensive für die Universitätsklinika“ gestartet. Diese begrenzt sich allerdings auf rein bauliche Sanierungsmaßnahmen im Bereich der Krankenversorgung. Gleichwohl mit diesem ersten Schritt eine Verbesserung der Bausubstanz für die Universitätsklinika erreicht wird, sind mit diesen Beiträgen Baumaßnahmen im Bereich der Medizintechnischen Fakultäten nicht berücksichtigt, ebenso wenig die für die gesamte Hochschulmedizin dringend benötigten Investitionsmaßnahmen in Medizin- und Labortechnik sowie IT.
Für den Erfolg sowohl in der Hochleistungsmedizin als auch in der translationalen Forschung ist jedoch die Qualität und Quantität der Ausstattung mit medizin-technischen Geräten und Labortechnik ein entscheidender Faktor. Im Bereich der Medizin- und Labortechnik weist die Altersstruktur der Geräte bereits auf die Notwendigkeit eines Sonderinvestitionsprogramms hin. Geräte, die über 15 Jahre alt sind, stellen Risiken für die Sicherheit dar. An allen vier Standorten ist die Situation vergleichbar. Eine dauerhafte Erhöhung des Zuschusses für Medizin- und Labortechnik sowohl in den Haushaltstiteln der Klinika und Medizinischen Fakultäten als auch im Zentraltitel des MWK ist daher dringend angesagt. Zum Abbau des Investitionsstaus im Bereich der Medizin- und Labortechnik sind beginnend mit dem Doppelhaushalt 2020/2021 für die nächsten Jahre zusätzliche Mittel in den Haushaltstiteln der Klinika und Medizinischen Fakultäten von mindestens 15 Mio- Euro pro Standort, insgesamt 60 Mio. Euro pro Jahr erforderlich, so die Vorstände der Universitätsklinika und Medizinischen Fakultäten Freiburg, Heidelberg, Tübingen und Ulm.
Digitalisierung und Vernetzung sind darüber hinaus zu wesentlichen Faktoren in der Krankenversorgung geworden. Die Informationstechnologie eröffnet für die Medizin neue Möglichkeiten, die letztlich die Versorgung der Patienten optimieren. Neben der weiteren Digitalisierung der innerklinischen Prozesse steht dabei insbesondere die beginnende Vernetzung der Kliniken untereinander sowie die sektorenübergreifende Vernetzung von Kliniken, Patienten, niedergelassenen Ärzten sowie weiterer Partner im Fokus. Für die Umsetzung einer nachhaltigen Digitalisierungsstrategie sind jedoch erhebliche Investitionen erforderlich. Die Universitätsklinika in Baden-Württemberg haben für einen Zeitraum von fünf Jahren einen zusätzlichen Finanzierungsbedarf von insgesamt rund 120 Mio. Euro (pro Standort 30 Mio. Euro) ermittelt. Davon entfallen etwa 50 Mio. Euro auf die IT-Infrastruktur und IT-Basisdienste inkl. IT-Sicherheit, weitere 40 Mio. Euro auf die Weiterentwicklung der klinischen IT-Prozesse des Krankenhaus-Informationssystems und der Vernetzung mit Zuweisern und Patienten sowie 30 Mio. Euro auf die Integration von Forschung und Versorgung. Dies bedeutet, laut der Vorstände der Universitätsklinika und Medizinischen Fakultäten Freiburg, Heidelberg, Tübingen, Ulm, dass zur Ertüchtigung der IT ab dem Doppelhaushalt 2020/2021 pro Standort eine Erhöhung des Zuschusses von 6 Mio. Euro, insgesamt 24 Mio. Euro pro Jahr, erforderlich sind.
Fazit: Die vorhandene Infrastruktur beeinflusst entscheidend die Leistungsfähigkeit der Hochschulmedizin BW. Garanten für Erfolg sind hier neben funktionalen Gebäuden mit auf dem aktuellen Stand befindlicher Betriebstechnik, die Ausstattung mit funktionstüchtiger, vernetzungsfähiger Medizin- und Labortechnik und neuester Informationstechnologie. Neben der Medizin- und Labortechnik muss daher auch die IT auf den neuesten Stand gebracht werden.
Abschließend gilt abermals zu betonen, dass die erhebliche Diskrepanz zwischen Mittelzuweisung und tatsächlichem Bedarf zu einem enormen Investitionsstau geführt hat. Die in der bisherigen Mittelzuweisung nicht berücksichtigte Preissteigerung über viele Jahre sowie das nicht berücksichtigte Wachstum der Universitätsklinika und Medizinischen Fakultäten haben mit dazu beigetragen.
„Dieser Investitionsstau, muss in den nächsten Jahren dringend konsequent abgebaut werden“, so der Landtagsabgeordnete Dr. Rainer Balzer. „Die Bitte der Vorstände der Universitätsklinika und Medizinischen Fakultäten, Freiburg, Heidelberg, Tübingen, Ulm, bei der Erstellung des Doppelhaushalt 2020/2021, ein Sonderprogramm für Medizin- und Labortechnik und IT für die Hochschulmedizin vorzusehen, muß daher Berücksichtigung finden.“